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Castil de tierra Bardenas Reales

Wir schnallen uns an, die Klimaanlage läuft auf Hochtouren und die Hitze flimmert schon jetzt über dem Asphalt, obwohl die Sonne gerade erst am Horizont erscheint. Unser Ziel: die Bardenas Reales in Navarra, Spanien – eine Halbwüste, die mit ihrer mondähnlichen Landschaft so gar nicht zu unseren bisherigen Vorstellungen von Nordspanien passen will. Und genau das macht sie so faszinierend.

Bardenas Reales

Der Eingang zu dieser in einem Naturpark zusammengefassten Region befindet nördlich von Tudela, ein ganzes Stück südlich von Pamplona. Auf einem Rundweg von ca. 15km Länge lässt sich das Naturschutzgebiet über Schotterstraßen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto erkunden. Auch Wohnmobile und Campervans trifft man hier auf dem meist menschenleeren Pfad von Zeit zu Zeit.

Bardenas Reales

Wir kommen recht schnell an einer riesigen Statue zu Ehren des Pastors Bardenero – Namensgeber der Bardenas Relaes – vorbei. Hier treffen wir auch auf die ersten Bewohner des Naturgebietes: neben einigen Vogelarten kreuzt unter anderem ein großer Nashornkäfer unseren staubigen Weg.

Schon auf den ersten Kilometern durch dieses einzigartige Naturgebiet fühlen wir uns wie auf einem anderen Planeten. Erosionsgeformte Lehm-, Sand- und Kalksteinformationen ragen in den Himmel, tiefe Schluchten durchziehen die karge Ebene und wir halten immer wieder an, um diese unwirkliche Schönheit zu bestaunen. Die Stille ist fast beängstigend, nur unterbrochen vom Knirschen unserer Schritte auf dem steinigen Boden und dem leisen Wind, der durch die Trockenvegetation streicht. Wir sind im Juli hier. Es ist Hochsaison und trotzdem trifft man nur selten auf andere Menschen.

Wir folgen den gut ausgebauten Wegen, die sich durch die verschiedenen Zonen der Bardenas schlängeln. Jede Biegung offenbart neue, beeindruckende Formationen. Da ist die Bardena Blanca, die hellste und kahlste Zone mit ihren charakteristischen „Cabezos“ – isolierten Tafelbergen, die wie Skulpturen aussehen. Weiter südlich wird die Landschaft grüner, die „Bardena Negra“ empfängt uns mit Aleppokiefernwäldern und mediterraner Macchia. Ein faszinierender Kontrast, der die Vielfalt dieses Naturparks unterstreicht.

Das eigentliche Aushängeschild der Bardenas Reales, den Castil de Tierra, suchen wir eine zeitlang erfolglos. Hinter jeder Kurve hoffen wir endlich das in Reiseführern beschriebene Highlight zu erblicken. Erst als wir die erste Ansammlung von Fahrzeugen am Horizont erblicken haben wir die Vermutung, dem Wahrzeichen endlich nahegekommen zu sein. Und so ist es dann auch: die aus gelbem Lehm bestehende riesige Pyramide ragt vor uns auf. Auf Grund ihrer Beliebtheit gibt es hier auch einen Parkplatz und eine Infostation. Obwohl wir in der Hauptsaison da sind gibt es genug freie Plätze und viele Gelegenheiten die Landschaften ohne touristische Statisten zu fotografieren.

Während wir die bizarre Landschaft weiter erkunden, entdecken wir plötzlich schwarze Punkte am Himmel. Erst nur einen, dann zwei, dann immer mehr. Majestätisch ziehen sie ihre Kreise hoch über uns. Sie beeindrucken uns durch ihre Größe und ihre Anzahl. Teilweise zählten wir bis zu 60 Tiere über unseren Köpfen. Es sind wildlebende Geier, die in den Felswänden nisten. Von den vier hier lebenden Arten (Mönchsgeier, Schmutzgeier, Bartgeier und Gänsegeier) haben wir immerhin zwei angetroffen. Es ist ein atemberaubender Anblick, diese mächtigen Vögel in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Ihre Flügelspannweite ist beeindruckend und ihre Kreise wirken so mühelos in der thermischen Luft. Wir fühlen uns klein und ehrfürchtig angesichts dieser unberührten Wildnis, die den Geiern ein Zuhause bietet. Es ist ein wichtiges Schutzgebiet für sie und andere Greifvögel wie den Uhu, den Stein- und den Schlangenadler, Falken und Bussarde.

Die Bardenas Reales sind nicht nur ein optisches Spektakel, sondern auch ein Ort voller Geschichte. Von Banditenverstecken bis hin zu Drehorten bekannter Filme und Sreien wie Game of Thrones – diese Halbwüste hat schon viel gesehen. Und während wir die letzten Sonnenstrahlen genießen, die die Landschaft in warme Goldtöne tauchen, wissen wir, dass dieser Ort uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Ein echtes Abenteuer, das unsere Erwartungen übertroffen hat und uns gezeigt hat, wie vielfältig und überraschend Spanien sein kann. Wir werden bestimmt nochmal wiederkommen!


Weitergehende Informationen

Touristeninformation

Finca de Aguilares Carretera del Parque Natural, Km 6, 31513 Arguedas, Navarra, Spanien

Nice to know

Hunde sind erlaubt

Der Eintritt ist frei


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Autor

mail@sachenpackenundlos.de

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