Die Camargue – allein der Name weckt Bilder von wilden weißen Pferden, rosafarbenen Flamingos und endlosen, von Schilf gesäumten Wasserwegen. Doch diese faszinierende Region im Süden Frankreichs hat noch eine weitere, überraschende Seite: eine bemerkenswerte moderne Architektur, die einen spannenden Kontrast zur unberührten Natur bildet. Auf unseren Reisen durch dieses einzigartige Gebiet haben wir schon oft beides intensiv erlebt und wir möchten euch mitnehmen auf eine Entdeckungstour zwischen futuristischen Linien und ursprünglicher Wildnis.
La Grande Motte: der kühne Traum am Mittelmeer
Wenn wir in der Region unterwegs sind zieht es uns immer nach La Grande Motte. Hier schlagen wir gewissermaßen unser „Basecamp“ auf, denn neben tollen Badestränden ist auch das Stadtleben hier weder zu langweilig noch zu unübersichtlich. Diese Stadt ist ein architektonisches Statement der 1960er und 70er Jahre. Statt traditioneller Häuser reihen sich hier kühne, weiße Gebäude auf, deren Formen an Dünen, Muscheln oder gar Segelschiffe erinnern. Der visionäre Architekt Jean Balladur schuf hier eine einzigartige Küstenstadt, die sich harmonisch in die Landschaft einfügen sollte – und das ist ihm auch auf beeindruckende Weise gelungen.
Ein Spaziergang durch La Grande Motte ist wie ein Besuch in einer anderen Zeit. Die organischen Formen, die großzügigen Grünflächen und die zahlreichen Fußgängerzonen schaffen eine entspannte Atmosphäre. Besonders beeindruckend ist sicherlich die Grande Pyramide, das Wahrzeichen der Stadt, das mit seinen gestaffelten Balkonen einen tollen Blick über das Meer bietet. Auch der Yachthafen ist einen Besuch wert, hier kann man das bunte Treiben beobachten und in einem der zahlreichen Cafés eine Pause einlegen. Die Strände sind weitläufig und das Meer bietet hier einen seichten Einstieg mit vorgelagerten Sandbänken – ideal für Kinder. Einen ganz besonderen Blick über die Stadt und die Camargue bietet die Fahrt mit dem Riesenrad. Unser Tipp: bei Sonnenuntergang ist die Atmosphäre hier besonders toll.
Aigues-Mortes: Mittelalterliche Pracht inmitten der Sümpfe
Ein absolutes Muss bei einem Camargue-Trip ist Aigues-Mortes. Diese vollständig erhaltene mittelalterliche Festungsstadt ist von imposanten Stadtmauern umgeben und versetzt einen direkt in die Vergangenheit zurück. Die geraden Gassen im Inneren beherbergen charmante Geschäfte, Cafés und Restaurants. Rund um den ehemaligen Papstsitz wird noch heute Salz angebaut. Unserer Meinung nach ist dieses Fleur de Sel das Beste und wir decken uns hier regelmäßig mit Großvorräten ein.
Ein Spaziergang auf den Stadtmauern bietet einen fantastischen Blick auf die roten Salinen, die die Stadt umgeben, und die weite Ebene der Camargue. Besonders beeindruckend ist der Tour de Constance, der einst als Gefängnis diente und einen wichtigen Teil der Geschichte der Stadt erzählt. Lasst euch einfach durch die Gassen treiben und genießt das einzigartige Flair dieses historischen Juwels. Im Zentrum der Stadt bietet ein Marktplatz mit vielen Cafés und einem Brunnen schattige Plätze zur Abkühlung. Diverse Souvenirläden laden hier zum Flanieren ein. Unser Tipp: ein Besuch bei „La Cure Gourmande“ uns Nougat aus Montelimar probieren!
Le Grau du Roi: Fischerromantik und Meerblick
Wer Restaurants und Cafés am Hafen sucht ist in Le Grau du Roi goldrichtig, einem charmanten Fischerort, der seinen ursprünglichen Charakter bewahrt hat. Hier findet man keine futuristischen Bauten, sondern traditionelle Häuser mit bunten Fassaden entlang des Kanals. Der lebhafte Fischereihafen ist das Herzstück des Ortes. Hier kann man den Fischern bei ihrer Arbeit zusehen und in den zahlreichen Restaurants fangfrischen Fisch und Meeresfrüchte genießen.
Ein Highlight in Le Grau du Roi ist der Phare de l’Espiguette, ein imposanter Leuchtturm, der am gleichnamigen, kilometerlangen Naturstrand steht. Der Aufstieg wird mit einem atemberaubenden Panoramablick über die Küste und die Camargue belohnt. Auch das Seaquarium, ein großes Meerwasseraquarium, ist einen Besuch wert. Hier kann man die faszinierende Unterwasserwelt des Mittelmeers und sogar tropische Fische entdecken – ein toller Ausflugstipp für die ganze Familie! Wir haben schon viele Aquarien besucht aber die Größe der Sandtigerhaie hier hat uns schlicht umgehauen.
Saintes-Maries-de-la-Mer: Zwischen Tradition und Pilgerort
Wer sich mit der Camargue beschäftigt stößt unweigerlich auch auf den Ort Saintes-Maries-de-la-Mer, der „Hauptstadt der Camargue“. Dieser lebendige Ort ist bekannt für seine jährliche Wallfahrt der Sinti und Roma zu Ehren der Heiligen Sara. Die wuchtige Wehrkirche Notre-Dame-de-la-Mer dominiert das Stadtbild und ist ein beeindruckendes Zeugnis der regionalen Geschichte und Religiosität. Ein Wohnmobilstellplatz ist direkt am Meer gelegen und bietet die Gelegenheit die Stadt fußläufig zu erreichen. Auch wenn wir hier selbst schon gestanden aber nie negative Erlebnisse hatten hört man immer mal wieder, dass Camper in der Stadt öfter Mal aufgebrochen und ausgeraubt werden. Wertsachen sollte man also bei sich führen oder gut sichern.
Saintes-Maries-de-la-Mer ist aber auch ein idealer Ausgangspunkt, um die Natur der Camargue zu erkunden. Zahlreiche Reitställe bieten Ausritte in die Sumpflandschaft an, und auf den vielen Wander- und Radwegen kann man die einzigartige Flora und Fauna hautnah erleben. Natürlich darf auch hier ein Besuch am Sandstrand nicht fehlen, wo man die Seele baumeln lassen und die salzige Meeresluft genießen kann.
Tierische Aushängeschilder
Wie eingangs beschrieben denkt man bei der Camargue unweigerlich auch an die drei Tierberühmtheiten der Region: weiße Wildpferde, schwarze Stiere und rosa Flamingos. Stiere und Wildpferde stehen nicht selten am Straßenrand, wo bei insbesondere die Stiere auf Weiden angetroffen werden. Geführte Jeep- oder Reitsafaris in die abgelegeneren Gebiete der Camargue kommen den Tieren ganz nah (Mückenspray nicht vergessen!). Die Flamingos sieht man ebenfalls oft am Straßenrand – sie halten sich in der Regel in den Wasserbecken, auch Étangs genannt, rund um Aigues-Mortes und an der Landstraße Richtung Montpellier auf. Sitzt man während des Sonnenuntergangs am Strand von La Grand-Motte sieht man sie oft in den Lüften auf dem Weg zu ihren Schlafplätzen.
Weitere typische Camargue-Städte: Nîmes, Arles und Pont du Gard
Wer sich nicht in den Sümpfen sondern eher in Städten treiben lassen möchte sollte Nîmes oder Arles besuchen. In Nîmes gehören die Stierkampfarena mit Denkmal des Matador Christian Montcouquiol sowie die Masion Carée mit ihren imposanten Säulen im römischen Baustil zu den Must-Seen. Auch Arles bietet ein beeindruckendes Amphitheater und jede Menge Geschichte zum Anfassen. Wer lieber römische Kultur und Abkühlung gemeinsam erleben möchte sollte die „Pont du Gard“, ein Aquädukt besuchen. Für ca. 10 Euro steht der Camper oder das Auto ganztags nahe des Bauwerkes. Unbedingt Badesachen einpacken, denn die Wiesen und Flußufer laden bei ruhiger Strömung und mit flachen Wasserbecken zum Baden ein.
Schlafen in der Camargue
Die Polizei warnt eindringlich vor Wildcampen und Freistehen in der Region. Leider kommt es immer mal wieder zu teilweise brutalen Überfällen auf freistehende Camper. Tagesstellplätze am Meer gibt es unter anderem in Saintes-Maries-de-la-Mer. Wir übernachten mit dem Camper meist auf einem kleinen Campingplatz in La Grande Motte mit Namen „La Petite Motte“. Er ist einfach gehalten aber sauber und in Strandnähe. Campingplätze einer größeren französischen Kette können wir aus hygienischen Gründen hier eher nicht empfehlen. Auch in Hotels haben wir bereits übernachtet. Besonders gefallen hat uns das „Hotel Europe“ und das Mercure Hotel mit Blick auf den Hafen.
Unser Fazit: Ein Urlaub voller Kontraste
Die Camargue begeistert uns immer wieder mit ihrer Vielfalt und ihren spannenden Kontrasten. Die kühne Architektur von La Grande Motte, die traditionelle Fischerromantik von Le Grau du Roi, die mittelalterliche Pracht von Aigues-Mortes und die spirituelle Atmosphäre von Saintes-Maries-de-la-Mer bilden zusammen mit der unberührten Natur ein unvergessliches Reiseziel. Ob ihr euch für moderne Baukunst, historische Stätten oder die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt interessiert – in der Camargue gibt es für jeden etwas zu entdecken. Packt eure Koffer oder euren Camper und lasst euch von dieser faszinierenden Region verzaubern!
Weitergehende Informationen
Übernachten in La Grande Motte
Camping La Petite Motte
Hotel Europe
All. des Parcs
34280 La Grande Motte
Hotel Mercure
140 Rue du Port
34280 La Grande Motte
Parkmöglichkeiten in Aigues Mortes
Rund um die Stadtmauern gibt es diverse Parkplätze (P1-P9). P8 bietet kostenlose Parkplätze.
Aquarium in Le Grau du roi
Av. du Palais de la Mer Hall Seaquarium
30240 Le Grau-du-roi
Achtung! Es gibt keine Durchfahrt für Wohnmobile am Aquarium!
Wohnmobilstellplatz in Saintes-Maries-de-la-Mer
Aire de Camping-Cars Plage Ouest
Chemin du Clos du Rhône
13460 Saintes-Maries-de-la-Mer

