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Winterfest

Eigentlich nutzen wir unseren Wohnwagen ganzjährig. Da er so auch in der kälteren Jahreszeit immer mal wieder aufgeheizt wird und in Bewegung bleibt machen wir ihn nur selten wirklich winterfest. In diesem Jahr ist es anders. Wir wissen noch nicht sicher, ob wir Weihnachten wieder im Camper verbringen werden und haben uns daher entschlossen, ihn vorsorglich auf die kalte Jahreszeit vorzubereiten.

Warum gute Vorbereitung wichtig ist

Gut vorbereitetes Campingfahrzeug heißt: weniger Ärger, längere Lebensdauer, weniger Schimmel/Feuchtigkeit und sicherere Batterien/Elektrik. Viele Probleme (Gerüche, Korrosion, Frostschäden, entladene Batterien) lassen sich mit ein paar einfachen Schritten vermeiden. Welche genau das sind, zeigen wir euch hier.


1. Innen- und Außenreinigung — Schritt für Schritt

Benötigte Materialien & Werkzeuge

  • Eimer, weiche Bürste, Mikrofaserlappen, Schwamm, Gummihandschuhe
  • Mildes Fahrzeug-Shampoo (kein scharfes Haushaltsmittel)
  • Silikon- oder Gummipflege für Dichtungen, Gummidichtungenreiniger
  • Glasreiniger (alkoholfrei) für Fenster/Hauben oder noch besser: Acrylglasreiniger
  • Staubsauger (ggf. mit Polsterdüse)
  • Eimer mit warmem Wasser, evtl. Desinfektionsmittel für Küche/Bad bzw. Badreiniger für Kunststoffoberflächen im Camper
  • ggf. Leiter für die Außenreinigung

Außenreinigung — so gehst du vor

  1. Vorbereitung: Groben Schmutz mit Wasser abspülen (Schlauch, nicht Hochdruck direkt an Dichtungen). Türen/Stauboxen schließen.
  2. Waschen: Fahrzeugshampoo mit weicher Bürste oder Schwamm von oben nach unten arbeiten. Bei hartnäckigen Verschmutzungen nochmal lokal einweichen lassen.
  3. Dach & Dachaufbauten: Vorsichtig reinigen — keine harten Bürsten auf empfindlichen Aufbauten (Solarmodule, Aufstelldach, Dachlüfter). Bei Solarmodulen sanft mit klarem Wasser abspülen.
  4. Seitenwände & Dichtungen: Dichtungen mit mildem Reiniger und weicher Bürste säubern, anschließend mit Gummipflege (Silikon-Spray oder Gummipflege) behandeln, um Austrocknen zu verhindern. Wer unsicher ist, sollte die Dichtungen aussparen um sie nicht versehentlich zu entfernen.
  5. Fenster & Hauben: Innen und außen reinigen, Dichtungen prüfen. Kratzer lassen sich mit einer speziellen Acrylglas-Politur behandeln.
  6. Nachbereitung: Alles gut trocknen lassen — besonders Rahmen und Bodenleisten auf Feuchtigkeit prüfen.

Wichtig: Vermeide starken Druckstrich an Nahtstellen, Markisen und Aufbauten — das kann Dichtungen beschädigen.

Innenreinigung — so gehst du vor

  1. Grobreinigung: Alle losen Dinge entfernen, Müll entsorgen.
  2. Staubsaugen: Boden, Ecken, Fächer, Polsterunterseiten, Staukästen.
  3. Polster & Matratze: Flecken ggf. mit geeignetem Polsterreiniger behandeln. Matratze aufstellen/lüften wenn keine Lüftung vorhanden ist.
  4. Küche & Kühlschrank: Kühlschrank ausschalten, Inhalte entfernen, abtauen und gründlich reinigen. Der Kühlschrank sollte einen Spalt weit offen stehen um gelüftet zu werden. Küchenschränke auswischen.
  5. Badezimmer: Abflüsse prüfen, Flächen reinigen, ggf. Toilettenkassette leeren.
  6. Lüften: Türen/Fenster öffnen und gut durchlüften — Feuchtigkeit raus.

2. Textilien vakuumieren oder ausräumen — Tipps für Kleidung, Decken, Kissen

Warum vakuumieren?

Wer keinen Platz zuhause hat um einen zweiten Hausstand unterzubringen kann Textilien vakuumieren. Dies spart Platz, schützt vor Motten, Feuchtigkeit, Stockflecken und Gerüchen beim Lagern.

Vorbereitung

  • Reinigen & vollständig trocknen! Schmutzige oder feuchte Textilien schimmeln in Vakuumbeuteln. Waschmaschine/Trockner benutzen oder an der Luft komplett trocknen lassen.
  • Empfindliche Teile: Daunen, Seide oder besonders voluminöse Kissen vertragen oft kein Starkkomprimieren — bewahre empfindliche Stücke luftig und ggf. besser zuhause auf.

Wie vakuumieren (Anfänger-freundlich)

  1. Textilien locker einlegen — nicht überfüllen.
  2. Luftdichter Beutel schließen.
  3. Mit einem Staubsauger die Luft herausziehen. Nicht zu stark komprimieren, damit Materialien nicht dauerhaft beschädigt werden — bei Daunen z. B. nur leicht komprimieren.
  4. Beutel verschließen und flach lagern (am besten an einem trockenen, dunklen Ort).

Alternative ohne Vakuumgerät

  • Rollen statt vakuumieren: Kleidung fest rollen und mit wasserdichten Packsäcken zusammenpressen. Nicht ganz so platzsparend, aber sicherer für empfindliche Stoffe.

3. Batterie-Ausbau: Mover- und Autarkie-Batterie — sicher & korrekt winterfest machen

Wichtig – Sicherheitswarnung: Arbeiten an Batterien bergen Brand- und Explosionsrisiko sowie Stromschlaggefahr. Trage Handschuhe, Schutzbrille, entferne Schmuck, arbeite mit isoliertem Werkzeug. Wenn du unsicher bist, lass die Arbeit beim Fachbetrieb durchführen.

Allgemeine Vorbereitungen

  • Alle Verbraucher ausschalten (Licht, Kühlschrank, Ladegeräte, Mover).
  • Hauptschalter / Trennschalter ausschalten.
  • Notiere dir Kabelbelegungen (Foto mit Handy machen) bevor du die Batterien abziehst.

Reihenfolge beim Abklemmen

  1. Zuerst Minus (–) abklemmen. Das reduziert das Risiko eines Kurzschlusses (Wenn Werkzeug die Karosserie berührt, entsteht kein Kreis über Plus).
  2. Dann Plus (+) abklemmen.
  3. Entferne Halterungen und heb die Batterie vorsichtig heraus (Batterien sind schwer!).
  4. Lagern: Batterie aufrecht, an einem gut belüfteten, trockenen Ort, von Kindern/Haustieren fern. Batterie ggf. in einer Auffangwanne transportieren.
  5. Transport/Entsorgung: Entlade/lagere nicht vollständig entladen; bei längerer Lagerung 50–70 % Ladung anstreben. Entsorgen/Recyceln nur an Sammelstellen.

Besondere Hinweise: Mover-Batterie

  • Mover-Batterien sind oft kleinere 12-V Batterien (z. B. für Anhängerfahrwerke). Vorgehen wie oben — zuerst Minus, dann Plus. Bei manchen Mover-Systemen gibt es einen einfachen Schnellverschluss/Stecker — Bedienungsanleitung des Herstellers beachten.

Autarkie-Batterie (Hausbatterie)

  • Bei Lithium-Batterien: zusätzliche Vorsicht, andere Ladezustände und Trennvorrichtungen beachten. Viele LFP-Systeme haben BMS (Battery Management System) — immer Betriebsanleitung beachten.
  • Beim Wiedereinbau: Plus zuerst anschließen, dann Minus. Prüfe nach Anschluss Spannung und Ladegeräte (Solar, Landstrom) auf korrekte Funktion.

Wenn du dir unsicher bist: Handyfoto von Kabeln, Steckern und Sicherungen machen und beim Fachmann nachfragen.


4. Wassertank reinigen und Hähne öffnen — hygienisch und gründlich

Die meisten Beschädigungen im Winter entstehen rund um die Wasseranlagen. Restwasser, das sich beim gefrieren ausweitet, hat schon die eine oder andere Therme zum platzen gebracht. Das Resultat: ein verspäteter und teurerer Saisonstart als nötig. Das Ziel sollte in Bezug auf die Wasseranlage also sein: sauberes, geruchsfreies Trinkwasser und frostfreie Leitungen beim Einlagern.

Benötigte Materialien

  • Spezieller RV-Tankreiniger (empfohlen)
  • Weiche Bürste mit langem Stiel (für Tankzugang geeignet)
  • Frischwasser-Schlauch, Eimer
  • ggf. Gummihandschuhe, Schutzbrille

Reinigung Schritt für Schritt

  1. Tank entleeren: Alle Wasserhähne auf, Abflüsse öffnen.
  2. Tankzugang öffnen: Schau nach Herstellervorgaben (Einfüllstutzen).
  3. Grobreinigung: Grobe Partikel rausschöpfen, mit klarem Wasser gut ausspülen.
  4. Reiniger anwenden: Gemäß Produktanweisung RV-Tankreiniger verwenden.
  5. Einweichen & schrubben: Wenn möglich, etwas Lösung ins System geben, Pumpen an, Wassersystem zirkulieren lassen, danach Hähne einzeln öffnen, bis die Reinigerlösung überall war. Falls zugänglich: Innenwände des Tanks mit Bürste säubern.
  6. Gründlich spülen: Mehrfach mit klarem Wasser spülen, bis kein Reinigungsmittel mehr riecht.
  7. Filter & Leitungen: Filter (z. B. am Wasserhahn, Pumpe) reinigen/wechseln.
  8. Hähne öffnen: Alle Wasserhähne (innen & außen) öffnen, Druck ablassen, Ablassventile an tiefen Punkten öffnen, so dass restliches Wasser abfließt. So kein stehendes Wasser zurückbleibt.
  9. Trocknen & Lüften: Alle Hähne offen lassen und das Fahrzeug gut lüften. Wer die Möglichkeit hat sollte mit leichter Druckluft die Leitungen leer pusten. Man kann sich zu Not auch mit einem Luftballon behelfen. Wenn möglich sollte der Tank schon vor der Fahrt zum Winterquartier vorbereitet werden. Die Fahrt mit offenen Hähnen führt dazu, dass das (saubere) Wasser während der Fahrt aus den Leitungen geschüttelt wird.
Infos rund ums Thema „Frischwasser“ findet ihr bereits auf unserem Blog. Klickt dafür einfach auf das Bild zum Beitrag.

5. Was muss ausgeräumt werden, was bleibt drin?

Dinge, die du auf jeden Fall ausräumen solltest

  • Lebensmittel & verderbliche Waren (inkl. Gewürze offen, Babynahrung, ggf. Tiernahrung).
  • Offene Flüssigkeiten (Schampooflaschen, Reinigungsmittel), Medikamente (wegen Temperaturschwankungen), Batterien von Geräten.
  • Persönliche Dokumente & Wertgegenstände.
  • Technische Geräte (Föhn, Toaster, Kaffeemaschine…).
  • Gaskartuschen (nicht angeschlossene) bei Langzeitlagerung: entfernen und sicher lagern.

Dinge, die du drin lassen kannst (aber sichern!)

  • Fest installierte Geräte (Kühlschrank, Herd) — aber diese ausgeschaltet und Türen gesichert.
  • Werkzeug & Ersatzteile, wenn sie sicher verstaut und befestigt sind.
  • Campingmöbel sofern sie fest verstaut sind oder gegen Verrutschen gesichert.
  • Vorzelt & Sonnensegel beides sollte jedoch trocken verpackt werden

6.) Abdeckplanen und -hauben — korrekt abdecken, winterfest ohne Schäden

Ob eine Abdeckung erforderlich ist, ist in der Campingszene umstritten. Grundsätzlich sind Wohnwagen für die ganzjährige Verwendung vorgesehen. Autos und andere Fahrzeuge stehen auch ganzjährig an der Straße. Hinzu kommt, dass ein Wohnwagen der über den Winter auf einer freien Fläche steht, anderen Gegebenheiten ausgesetzt ist als ein Wohnwagen, der im Winter in einer beheizten Halle steht. Gerade bei neu angeschafften Wohnwagen kann jedoch eine Abdeckhaube vor UV, Hagel, Vogelkot und mechanischer Beschädigung schützen. Gleichzeitig sollte jedoch Kondensation vermieden werden.

Materialwahl

  • Atmungsaktive Abdeckplane empfohlen (speziell für Camper) — vermeidet Kondenswasser unter der Plane. Einige haben zudem Ausschnitte für Türen um den abgedeckten Wohnwagen dennoch betreten zu können.
  • Poolnudeln (Schaumstoffröhren) als Kantenschutz und für zusätzliche Luftzirkulation.
  • Spanngurte oder weiche Gurte (keine harten Drahtseile, die Lack beschädigen).

So legst du die Plane richtig auf

  1. Rein und trocken: Fahrzeug komplett säubern und gut trocknen — keine nassen Stellen unter der Plane.
  2. Poolnudeln: Lege mehrere Poolnudeln auf das Dach. So entsteht ein Polster zwischen Plane und der Wand. Poolnudeln verhindern Scheuern und verbessern die Luftzirkulation.
  3. Plane positionieren: Plane vom Dach aus überziehen (bei zwei Personen deutlich einfacher). Achte auf korrekte Ausrichtung (Vorder-/Heck).
  4. Spannen & Abdecken: Plane so spannen, dass sie leicht sitzt, aber keine Druckstellen hinterlässt. Spanngurte unter Fahrzeug durchziehen und mit Schonern versehen (Poolnudeln), damit keine Lackstellen entstehen.
  5. Wasserableitung sicherstellen: Vermeide Hängestellen damit keine Wasseransammlungen entstehen.
  6. Lüftung/Atmung: Plane nicht bis zum Boden komplett dicht zurren — etwas Luftaustausch verhindert Schimmel. Öffnungen an strategischen Stellen lassen.

Praktische Tricks um mit Haube winterfest zu werden

  • Poolnudeln anbringen.
  • Kontrollgänge: Plane regelmäßig (alle paar Wochen) prüfen — Feuchtigkeit, Schimmel oder Reibestellen beseitigen.
  • Schnee: Bei Schneefall Plane kontrollieren und Schnee entfernen (Schneegewicht kann Planen/Struktur beschädigen).

7. Reifen winterfest sichern

Längere Stadnzeiten und Temperaturschwankungen können auf die Reifenqualität gehen.

Beachtet werden sollte:

  • Reifendruck kontrollieren und anpassen Beim längeren Stehen verlieren Reifen langsam Luft. Um Standplatten (flache Stellen durch einseitige Belastung) zu vermeiden, Reifendruck um ca. 0,3–0,5 bar über den Normalwert erhöhen.
  • Fahrzeug entlasten oder regelmäßig bewegen Fahrzeug aufbocken oder Achsen entlasten. Mit Unterstellböcken oder speziellen Reifenwiegen (Breite Kunststoffkeile) kann man das Gewicht gleichmäßig verteilen.
  • Untergrund beachten Ein fester, trockener Boden ist ideal.

Abschluss-Checkliste (Kurzversion)

  • Außen & Dach gereinigt, Dichtungen gepflegt
  • Innen ausgeräumt: Lebensmittel, offene Flüssigkeiten, Medikamente entfernt
  • Kühlschrank abgetaut, trocken und offen gelagert
  • Textilien gewaschen, getrocknet & vakuumverpackt (oder gerollt)
  • Mover-Batterie & Autarkie-Batterie sicher abgeklemmt (Minus zuerst), gelagert/geladen
  • Wassertank gereinigt, Leitungen gespült, Hähne geöffnet, Filter gereinigt
  • Plane aufgezogen, Poolnudeln an Kanten, Plane belüftet und gespannt
  • Fotos von Kabeln/Anschlüssen gemacht, wichtige Teile beschriftet

Hier geht’s zum PDF-Download:


Häufige Fehler & wie du sie vermeidest

  • Feuchte Textilien in Beuteln: → Schimmelgefahr — nur komplett trockene Sachen einlagern.
  • Batterien ohne Ladung lagern: → Tiefentladung vermeiden — bei längerer Lagerung gelegentlich nachladen.
  • Plane luftdicht + Kontakt überall: → Kondenswasser → Plane atmungsaktiv wählen, kleine Öffnungen lassen.
  • Hochdruckreiniger an Dichtungen: → Dichtungen beschädigen — nur mit geringem Druck spülen.

Fazit

Den Wohnwagen winterfest zu machen bedeutet Arbeit. Dennoch ist diese zwingend erforderlich, wenn der Wohnwagen nicht gänzjährig verwendet wird und gepflegt bleiben soll.

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Autor

mail@sachenpackenundlos.de

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